LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON \"CHOLESTERIN\" am 09.06.2011

Die meistgestellten Leserfragen am Expertentelefon zum Thema "CHOLESTERIN" am 09.06.2011

 

  
 

 

 

 

 

Um meinen Cholesterinspiegel zu senken, soll ich meinen Lebensstil ändern – gesünder essen, Sport treiben. Doch ich weiß nicht, ob ich so konsequent sein kann. Gibt es keine andere Möglichkeit?

  • Privatdozent Dr. Andreas Förster, niedergelassener Kardiologe in einer Gemeinschaftspraxis in Berlin: Durch allgemeine Maßnahmen wie Sport und Gewichtsoptimierung kann man das LDL-Cholesterin bis zu 20 Prozent reduzieren. Ob diese Maßnahmen ausreichend sind, hängt vom individuellen Risiko ab. Bei hohem Risiko kann man durch spezielle Medikamente den Lipidspiegel sehr gut absenken. Wenn jedoch nach Einschätzung Ihres Arztes eine Änderung des Lebensstils genügt, sollten Sie diese Chance auf jeden Fall nutzen.

Bislang habe ich auf meinen Cholesterinwert geachtet. Doch nun ist öfter auch von Triglyzeriden die Rede. Was ist das und warum muss ich die auch kontrollieren?

  • PD Dr. Andreas Förster: Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit (KHK) vorliegt, wenn die sogenannten Triglyzeride erhöht sind. Trotzdem stellen diese Neutralfette allein keinen eigenständigen Risikofaktor für eine KHK dar. Da die Triglyzeridspiegel durch diätetische Maßnahmen wie fettarme Kost, wenig Alkohol und Gewichtsreduktion gut beeinflussbar sind, werden bei erhöhten Werten nur selten Medikamente eingesetzt. Liegen jedoch sehr hohe Triglyzeridwerte vor, sollte eine Klärung der Ursache erfolgen. Die Häufigkeit der Kontrollen richtet sich nach den individuellen Ausgangswerten und der Therapie.

Ich nehme seit Jahren ein Statin, um mein Cholesterin zu senken. Bislang habe ich es gut vertragen. Doch nun brauche ich eine höhere Dosierung und habe Muskelschmerzen bekommen. Muss ich das so hinnehmen oder gibt es Alternativen?

  • PD Dr. Andreas Förster: Man kann wieder auf die geringere Dosis des Statins zurückgehen, bei der keine Nebenwirkung aufgetreten ist. Allerdings ist dann anhand Ihres individuellen Risikos zu entscheiden, ob damit die leitliniengerechten Zielwerte erreicht werden können. Ist dies nicht der Fall, macht möglicherweise eine Kombinationstherapie Sinn. Eventuell lassen sich die Nebenwirkungen auch durch einen Wechsel auf ein anderes Statin vermeiden.

In meiner Familie tritt Arteriosklerose häufiger auf. Deshalb lasse ich regelmäßig mein Cholesterin überprüfen. Bislang scheint alles im grünen Bereich. Wie kann ich dafür sorgen, dass es so bleibt?

  • Prof. Dr. Sabine Westphal, Oberärztin des Institutes für Klinische Chemie der Universität Magdeburg: Die Basis sollte eine gesunde, vollwertige und bedarfsgerechte Ernährung sein, die Ihnen hilft, Übergewicht zu vermeiden. Sie sollten vielseitig, aber nicht zu viel essen. Dabei sind eher fettarme Lebensmittel, würzige, aber nicht salzige Speisen, Vollkornprodukte, reichlich Gemüse, kleinere Mengen Obst und wenig Süßes sowie Getränke ohne Zucker und ohne Alkohol sinnvoll. Zudem wird empfohlen, an mindestens fünf Tagen in der Woche zwischen 30 und 45 Minuten Sport auf einem mittleren Intensitätsniveau zu treiben.

Eigentlich dachte ich, je niedriger der Gesamtcholesterinspiegel desto besser. Doch nun habe ich gehört, dass es da Unterschiede gibt – inwiefern?

  • Prof. Dr. Sabine Westphal: Das Gesamtcholesterin beinhaltet verschiedene Fettfraktionen. Es gibt das LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein), das auch als schlechtes Cholesterin bezeichnet wird. Ist mehr LDL-Cholesterin im Blut, als die Zellen benötigen, wird der Überschuss an den Arterienwänden abgelagert. Damit beginnt Arteriosklerose. Die Spiegel des LDL-Cholesterins sollten daher niedrig sein. Im Gegensatz dazu gibt es auch das „gute“ HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein), das in der Gefäßwand und in der Leber gebildet wird. Es kann Cholesterin, das sich an den Arterienwänden abgelagert hat, abtransportieren und so die frühen Vorstufen einer Arteriosklerose rückgängig machen. Idealerweise sind die Werte für LDL niedrig und für HDL hoch. Bei einer Hypercholesterinämie ist das LDL meist zu hoch und das HDL zu niedrig.

Nach einem Herzinfarkt hat mir mein Arzt Statine verordnet. Was kann ich machen, wenn ich die Zielwerte damit trotzdem nicht erreiche?

  • Dr. Peter Bosiljanoff, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Nuklearmedizin in einer Gemeinschaftspraxis in München: Wurde die Dosierung des Statins bereits bis zur Höchstdosis gesteigert, besteht die Möglichkeit, auf ein stärker wirksames Statin zu wechseln. Wird dadurch der Zielwert immer noch nicht erreicht, kann mit einem weiteren cholesterinsenkenden Präparat – einem Cholesterinresorptionshemmer, Nicotinsäure, einem Fibrat oder einem Ionenaustauscherharz – kombiniert werden. Welches Präparat für die Kombination eingesetzt wird, hängt von der speziellen Konstellation der Lipidwerte ab.

Ich bin Mitte 40 und möchte nicht nur mein Gesamtcholesterin, sondern auch die einzelnen Werte HDL, LDL und Triglyzeride bestimmen lassen. Doch mein Arzt meint, das sei unnötig – zudem müsse ich das selber zahlen.

  • Dr. Peter Bosiljanoff: Der Arzt wird seine Entscheidung, welche Untersuchung notwendig ist, vom individuellen Risiko abhängig machen. Wenn Sie Mitte 40 sind und weitere Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel oder besondere familiäre Veranlagung vorliegen, ist es sinnvoll, das Lipidprofil genauer zu ermitteln. Die Bezahlung der Analyse hängt vom individuellen Versicherungsstatus ab. Im Zweifelsfall kann es jedoch wichtig sein, die Werte zu erfahren und einen Aufpreis in Kauf zu nehmen.

Kürzlich habe ich wieder gelesen, dass sich mäßiger Alkoholkonsum positiv auf das Herzinfarkt-Risiko auswirkt. Um meine Triglyzeride zu senken, soll ich aber völlig darauf verzichten. Warum?

  • Privatdozent Dr. Martin Merkel, Oberarzt der Abteilung Allgemeine Innere Medizin der Asklepios-Klinik St. Georg in Hamburg: Beide Aussagen sind richtig. Vor allem Rotwein kann bei der Vorbeugung vor Herzinfarkten unterstützend wirken. Wir sprechen hier allerdings von höchstens einem halben bis einem Glas am Tag. Sollten die Triglyzeride zu hoch sein, gilt das allerdings nicht: Selbst Alkohol in geringen Mengen kann die Triglyzeride bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung erhöhen, vor allem wenn bereits eine Leberverfettung besteht. Das ist schädlich für das Herz und birgt zugleich die Gefahr einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Im Zweifel geht also das Alkoholverbot vor.

Warum bin ich als Diabetiker eigentlich besonders herzinfarktgefährdet?

  • PD Dr. Martin Merkel: Diabetes mellitus geht mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Komplikationen einher. Dieses Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten entsteht dadurch, dass mit Diabetes auch Veränderungen des Fettstoffwechsels auftreten, die direkt die Entstehung von Arteriosklerose begünstigen. Daher ist es wichtig, dass der Diabetiker ähnliche Zielwerte hinsichtlich seines Lipidprofils anstrebt, wie sie auch für Patienten mit bereits bestehender Gefäßerkrankung gelten.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd,
Gesundheitsthemen